HALMA. Hallische Medienarbeiten 17
Studentenwerkstatt I: Fernsehanalysen
Claudia Kusebauch: Die politische Talkshow in Deutschland. Eine exemplarische Analyse der Talkshows Sabine Christiansen, Berlin Mitte und Talk in Berlin nach dem 11. September 2001.
Sebastian Pfau: Ein Tag. Bericht aus einem deutschen Konzentrationslager 1939. Analyse eines Fernsehspiels von Egon Monk
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Inhalt
Einleitung
1. Die politische Talkshow zwischen Mediensystem und politischem System
1.1 Kommerzialisierung und Unterhaltungszwang im Fernsehen
1.2 Zwischen Inszenierung und Spontaneität: Die Talkshow im deutschen Fernsehen
1.3 Politik und Medien - Eine symbiotische Beziehung?
1.4 Zusammenfassung
2. Die politischen Talkshows Sabine Christiansen, Berlin Mitte und Talk in Berlin - Zwischen Information, Unterhaltung und politischer Selbstdarstellung
2.1 Konzepte der untersuchten Talkshows
2.2 Die Popularisierung von Sachverhalten
2.3 Personalisierung
2.4 Dramatisierung
2.5 Die Machtfrage in politischen Talkshows
3. Zusammenfassung und Ausblick
Anhang: Thematische Protokolle
Literatur
Abstract
Politische Talkshows dominieren die Darstellung und Vermittlung von Politik im aktuellen deutschen Fernsehen: Jede Thematik scheint inzwischen mit Talk erfassbar, das Interesse von Politikern an Auftritten ist ungebrochen und das Publikum dankt mit hohen Zuschauerzahlen. Kritische Stimmen befürchten bereits den Bedeutungsverlust des Parlaments. - Um diesem Phänomen unserer politischen Kultur und Medienkultur nachzugehen, werden die drei politischen Talkshows Sabine Christiansen, Berlin Mitte und Talk in Berlin anhand ihrer Ausgaben nach dem "11. September" analysiert. Dabei steht die Entwicklung des Genres zu Unterhaltung und Infotainment bei der Vermittlung politischer Inhalte im Vordergrund. Gleichzeitig wird gezeigt, wie die politische Talkshow mit dem politischen System verbunden ist, v.a. durch die inzwischen etablierte Tendenz zu "Symbolischer Politik".
Ausgehend von den Informationen und Argumente versprechenden Konzepten der drei politischen Talkshows und ihrer allgemeinen Einschätzungen als Format des Infotainments erfolgt die Analyse anhand der Kategorien Popularisierung, Personalisierung, Dramatisierung und Inszenierung. Die Kategorien werden auf die häufigsten Themen und geladenen Gäste der drei politischen Talkshows in den letzten zwei Jahren sowie auf die exemplarisch ausgewählten Ausgaben nach dem "11. September" angewendet: hier werden Wortbeiträge, Dramaturgie und kameratechnische Umsetzung untersucht. Nach dieser Analyse wird abschließend die "Machtfrage" gestellt: Verblasst die journalistische Instanz des Moderators bzw. der Moderatorin im Schatten professioneller politischer Selbstdarstellung und torpediert die politische Talkshow damit ihre Funktion, zwischen Interessenvertretern und Publikum mit dem Ziel eines gut informierten Bürgers zu vermitteln?
Political Talk shows dominate the representation und intermediation of politics in current German television. It seems that every topic can be covered by talk, that politicians are deeply interested in it and that the audience reciprocate with high ratings. Critics are already worrying that parliament loses its important position within parliamentary democracy. - This paper discusses this phenomenon of our political culture and media culture at the example of three political talk shows: Sabine Christiansen, Berlin Mitte and Talk in Berlin. The analysis of the three talk shows will be focused on their discussions on September 11th, 2001. - The reflection on political talk shows includes the context of the media system regarding its trend towards entertainment and infotainment within the context of the political system and its trend towards symbolic politics. The analysis is based on the differentiation of entertainment and information as constitutive aspects in the development of political talk shows. On the other hand the analysis regards the concepts of the three political talk shows claiming information and argumentation within their self portrayals. The topics and guests from 2000 to 2001 as well as the discussions after September 11th 2001 will be analyzed regarding the statements, dramaturgy and camerawork: This will be realized by using typical elements of current mass media representations describing infotainment: popularization, personalization, dramatization and production.
Finally this article will discuss the question of political power: Are politicians able to dominate political talk shows by using their professional abilities to represent themselves in mass media? Does, as an result, the political talk show loose its journalistic authority?
Sebastian Pfau
Ein Tag. Bericht aus einem deutschen Konzentrationslager 1939. Analyse eines Fernsehspiels von Egon Monk
1. Einleitung
1.1 Egon Monk und Bertolt Brecht
1.2 Die Hamburger Zeit
1.3 Die neue Hamburgische Dramaturgie
2. Ein Tag. Bericht aus einem deutschen Konzentrationslager 1939 (1965)
2.1 Charakterisierung wichtiger Personen
2.2 Verfremdungseffekte
2.3 Eine genaue Dokumentation mit Liebe zum Detail
2.4 Analyse wichtiger Sequenzen
2.5 Zusammenfassung
Anhang: Einstellungsprotokoll der Verhörsequenz
Literatur
Abstract
Egon Monks künstlerisches Schaffen in den 60er Jahren prägte die Ästhetik des Genres Fernsehspiel in der Bundesrepublik nachhaltig. Durch die stetige Weiterentwicklung von Gestaltungsmustern schuf Monk einen neuen dokumentarischen Stil, der die Fernsehspielästhetik der 60er Jahre bestimmte. Hierbei griff er auf verschiedene Theater- und Filmtheorien zurück. Sein umfassendes theoretisches Wissen eignete er sich u.a. als Assistent von Bertolt Brecht an. Die Adaption und Weiterentwicklung der Theorie des epischen Theaters auf das Medium Fernsehen kennzeichnet Monks Fernsehspiele. Aber auch das Aufgreifen aktuellpolitischer Themen und die Bewältigung der Vergangenheit des Nationalsozialismus durchzieht das Schaffen von Egon Monk.
Der vorliegende Artikel analysiert exemplarisch das Fernsehspiel Ein Tag. Bericht aus einem deutschen Konzentrationslager 1939 aus dem Jahr 1965. An diesem Beispiel lässt sich besonders gut erläutern, welche film- und theatertheoretischen Ansätze von Monk angewendet und weiterentwickelt wurden. Durch die Darstellung des alltäglichen Ablaufes in einem Konzentrationslager und dem gleichzeitigen Verzicht auf überflüssiges Pathos, leistet Monk einen wichtigen Anteil gegen die Verdrängung der nationalsozialistischen Vergangenheit.
In 1960s West Germany, the work of film and television director Egon Monk dominated television aesthetics. As an assistant to Bertolt Brecht, Monk developed from early on an acute sense for the stage. Later, in his film and television work, Monk utilized his knowledge of theoretical texts in theater and film studies. This theoretical grounding resulted in innovative strategies in his film and television directing including a new style of the documentary. Thematically, Monk's work is remarkable for his attempts to deal with Germany's nazi past as well as his views on current political affairs. The present paper is an analysis of Monk's fictional television documentary, Ein Tag. Bericht aus einem deutschen Konzentrationslager 1939, aired in 1965. In the analysis of the documentary in particular Monk's innovative theoretical concepts can be illustrated successfully. Monk's representation of "every-day" life in the concentration camp is a milestone in German television history as well as an important step towards the recognition and national retribution of the horrors of nazism.