HALMA. Hallische Medienarbeiten 13
Dietrich Löffler
Zwischen Literaturvertrieb und Buchmarkt. Der Buchmarkt der DDR seit den siebziger Jahren.
Gesamte Arbeit lesen (Format: PDF)
halma13.pdf
(externe Datei)
Zusammenfassung
In der DDR wurde ein sozialistischer Buchvertrieb aufgebaut, der die Buchproduktion ohne Profitstreben zur Verwirklichung politischer und kultureller Ziele an die Leser lenken sollte. Dafür wurde der private Buchhandel zurückgedrängt und ein flächendeckendes volkseigenes Buchhandelsnetz (mit Vertriebsmitarbeitern und Agenturen) errichtet. Mitte der siebziger Jahre war der Aufbau dieses Netzes abgeschlossen.
Die Buchproduktion wurde nach kulturpolitischen Grundsätzen gesteuert und kam in Konflikt mit den literarischen Bedürfnissen und Interessen der Leser. Es gab einerseits eine Überproduktion gesellschaftswissenschaftlicher Literatur und von Titeln des sozialistischen Realismus und andererseits einen Mangel an klassischer und moderner Literatur sowie an populärer Sachliteratur.
Um eine gleichmäßige Verteilung der nachgefragten Literatur zu gewährleisten, stellte die Zentrale Leitung des Volksbuchhandels mit dem Großbuchhandel einen Kürzungsschlüssel auf, nach dem die Bücher an die Buchhandlungen verteilt wurden. Ungekürzt beliefert wurde der Buchhandel der Nationalen Volksarmee und einige ausgewählte Fachsortimente. Die Verlage blockierten einen großen Teil der nachgefragten Literatur beim Großhandel, um sie zu besonderen kulturellen Anlässen zu verkaufen.
Um die Kundenwünsche annähernd erfüllen zu können, bestellte der Buchhandel jedoch weiter zunehmend nachgefragte Titel. In den achtziger Jahren waren 70 bis 100 Prozent der Titel aus den Bereichen Belletristik, Kinder- und Jugendliteratur, Freizeit- und Hobbyliteratur überzeichnet, d.h. es lagen für die überzeichneten Titel gegenüber der Auflage ein Mehrfaches an Vorbestellungen vor. Der Buchmarkt war unkalkulierbar geworden.
Summary
In the German Democratic Republic (GDR), the book business was organised along the decisions of the party, i.e. books were produced in accordance with political and cultural aims rather than to make profit.
Due to political decisions the private sector in the book market was suppressed, and replaced by a state owned network of bookshops. In the mid-1970s, this task was fully accomplished.
The production of books was regulated according to cultural and political targets, which frequently conflicted with the literary demand, interests, and needs of the public. While sociological literature and books on socialist realism were produced in excess of demand, there was a prevailing shortage of classical and modern literature as well as popular non-fictional literature.
The Zentrale Leitung des Volksbuchhandels (i.e. the agency responsible for the production and sale of books in general), in cooperation with the wholesale trade, decided to create a shortage of books supplied to most bookshops. Excluded from this were the shops of the Nationale Volksarmee (the National Peoples Army) and some retail bookshops. The publishing houses blocked a major part of the demand for literature that existed in the wholesale business; instead books were sold during special cultural events.
To show at least some responsiveness to the demands of their customers, bookshops continued to order the titles that were in greatest demand. During the 1980s, demand was in excess of supply for about 70 to 100% of all fiction, children's books, teenage literature, and literature on hobbies. There was no hierarchically planned book trade any longer.
Inhalt
- Grundsätze des Buchvertriebs in der DDR
- Der Buchmarkt
- Der Aufbau des volkseigenen Buchhandelsnetzes
- Die Struktur des Volksbuchhandels 1980
- Mangelware Buch
- Literaturverzeichnis