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HALMA. Hallische Medienarbeiten 11

Cordula Günther
"Dann hat der Alltag und die Realität wieder das Vorrecht..." Heftromanleserinnen und -leser in den neuen Bundesländern

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Zusammenfassung

Wie reagierten Leser der ehemaligen DDR nach 1989 auf ein Massenangebot an Literatur in Heft- und Taschenheftform, das bis zum Ende der DDR verboten, ideologisch und ästhetisch diffamiert war ?
Wie wurden sie Leser von Romanreihen wie "John Sinclair", "Julia", "Jerry Cotton", "Perry Rhodan", "Dr. Norden", "Fürstenhöfe" und anderen? Wie gelingt es Ihnen, diese Lektüre in ihren Lese- und Lebenskontext einzubeziehen, da doch ihre Lesesozialisation ganz oder über weite Lebensabschnitte in einer sozialistischen Gesellschaft stattfand ?

Diese Fragen bildeten den Ausgangspunkt einer qualitativen Studie, in deren Zentrum Leser-Interviews mit Heftromanlesern in den neuen Bundesländern standen.
In dieser Veröffentlichung werden Ergebnisse dieser bisher nicht veröffentlichten Untersuchung im Überblick dargestellt, wobei Fragen der sozialen Zusammensetzung der Leserschaft, Generations- und (Lese)-Sozialisationsaspekte, kollektive Gebrauchsweisen und Nutzungsmuster sowie verschiedene Funktionen und Gratifikationen der Lektüre besondere Berücksichtigung finden. Soweit es im Rahmen dieser Studie möglich war, wurde versucht, die Lektüre von Heftromanen in den gesamten Lese- und Lebenskontext der Leserinnen und Leser einzubeziehen.

Besondere Berücksichtigung fanden - sowohl in der Darstellung des Forschungsstandes als auch im Ergebnisüberblick sowie in einer sich anschließenden Einzelfallstudie - die Theorien über Eskapismus und Kompensation, die nach wie vor vorrangige und wenig hinterfragte Erklärungsmechanismen für die Heftromanlektüre darstellen.
Ausgewählte Ergebnisse über Heftromanbestseller (Verkaufszahlen) im Untersuchungsgebiet sowie in einem Vergleichsgebiet in den alten Bundesländern und ihre Interpretation dienen der wechselseitigen Erhellung und Erklärung von Leserinterviews und allgemeinen Absatztrends.

Abstract

After 1989, how did the readers of the former GDR react to the flood of literature in the form of cheap paper back novels, which were forbidden and ideologically and aesthetically difamed in the GDR?
How did they become readers of paper back series such as "John Sinclair", "Julia", "Jerry Cotton", "Perry Rhodan", "Dr. Norden", "Fürstenhöfe" and others? How do they manage to integrate this kind of literature into their reading and living habits since their literary socialization took place fully or at least partly in a socialist society?

These questions were the starting point for a qualitative study which focusses on interviews with cheap paper back novel readers in East Germany.
The publication presents results and provides an overview of this unpublished study. Especially aspects of the readers' social grading¸ generation problems and aspects of literary socialization¸ different functions and the gratification of reading were of interest for us.
In the course of the study we were aiming to integrate the reading process of cheap paper back novels into the readers' reading and living context.

The theories on escapism and compensation, which are still regarded to be the prior tools of explanation for the literature of cheap paper back novels, were particularly taken into consideration, not only in the presentation of the state of research but also in the final survey and in the following case study.
Selected results about best sellers (sales figures) in the area of research and in a compared area in West Germany and their interpretation help to explain and to illuminate readers' interviews and general marketing trends.

Inhalt

0.   Einleitung: Antiquierte Massenmedien als "heimliche Bestseller der Nation"?
1.   Fragestellungen, Ziele und Methoden einer empirischen Untersuchung zum Heftroman in den neuen Bundesländern
2.   Forschungsstand: Heftroman und Heftromanleser
3.   Begriff Heftroman
3.1.   Heftromane als "populäre Literatur" und formal-inhaltliche Charakterisierungen
3.2.   Heftromane als "popularkulturelles Phänomen"
3.3.   Differenzierung zwischen immaterieller und materieller Produktion, zwischen Gattung und Medium
4.   Heftromanleser in den neuen Bundesländern. Überblick über Lesertypologien, kollektive Nutzungsmuster und Gratifikationen
4.1.   Lesergruppen nach den Kriterien Geschlecht/Alter/bevorzugte Romanreihe
4.2.   Bildungsabschlüsse und Zugehörigkeit zu verschiedenen sozialen Schichten
4.3.   Popularkultur und andere kulturelle Stile
4.4.   Generationen: unterschiedliche Sozialisations - und Lesesozialisationsmuster- popularkulturelle Familientraditionen
4.5.   Heftroman-Leser als Buch-Leser und Viel-Leser
4.6.   Viel-Leser der mittleren Generation und DDR-Lesesozialisation
4.7.   Einige Aspekte des Übergangs vom geschlossenen DDR-Buchmarkt zum pluralistischen Buchangebot- und Heftangebot nach 1989
4.8.   Buch und Heft - funktionaler Gebrauch von Literatur
4.9.   Heftromane als "Schemaliteratur" - Schema und Variation im Bewußtsein
4.10.   Lebensechtheit und Fiktionalität - Lebenshilfe und seelische Stabilisierung
4.11.   Eskapismus - Tagtraum - Rausch. Anmerkungen zum Eskapismus-Konstrukt
5. Fallbeispiel Frau Liebling und Verallgemeinerungen Lebensgeschichte, Lesegeschichte und persönliche Bedeutung von Heftromanen - Ein Diskussionsbeitrag zur These "Kompensation von Defiziten"
6.   Heftroman-Favoriten in den neuen Bundesländern Kommentare zu Bestsellerlisten
6.1.   Hitlisten Ost : Übersinnliche und sinnliche Literatur gefragt
6.2.   Die Vergangenheit holt die Zukunft ein: Hedwig Courths-Mahler überrundet "Perry Rhodan". Ein Ost-West-Vergleich
6.2.1.   Heftromanbestseller im Ost-West-Vergleich
6.2.2.   Taschenheft-Bestseller im Ost-West-Vergleich
Zusammenfassung
Bibliographie
Anhang

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